Die Welt der Schwingungen
Mond Mozart Erotik Ostern



Als ständiger Begleiter der Erde ist auch der Mond ein zentraler Taktgeber unseres Daseins. Was sein Himmelsrhythmus mit Ostern, Erotik und Mozart verbindet, ist Thema dieses Kapitels.
Die Erde-Mond-Einheit
Erde und Mond bilden eine Einheit mit gemeinsamem Masseschwerpunkt. Dieser liegt rund 1700 km unter der Erdoberfläche, im Schnitt 4671 km vom Erdmittelpunkt entfernt, stets in Richtung des Mondes. Die Wirkung des Mondes zeigt sich deutlich in den Gezeiten, den periodischen Hoch- und Tiefständen der Ozeane.
Mondphasen
Die Sonne beleuchtet stets die ihr zugewandte Seite des Mondes, die Rückseite bleibt dunkel. Steht der Mond – von der Erde aus gesehen – in gleicher Richtung wie die Sonne, gehen beide gleichzeitig im Osten auf. Da die beschattete Mondhälfte zur Erde zeigt und das Sonnenlicht ihn überstrahlt, bleibt der Mond unsichtbar. Am Abend gehen Sonne und Mond gemeinsam im Westen unter: Es ist Neumond.
Alle Planeten, auch die Erde, bewegen sich in nahezu derselben Ebene um die Sonne. Der Mond umrundet die Erde ebenfalls darin. Da die Erdrotation viel schneller ist als die lunaren und planetaren Zyklen, ziehen Sonne, Mond, Planeten und Sterne der Ekliptik täglich im Osten auf und im Westen unter. Relativ zu den Fixsternen wandern Mond und Planeten jedoch entgegengesetzt. So verschiebt sich der Mond im Schnitt um 12° pro Tag, also ein halbes Sternzeichen, und geht etwa 51 Minuten später auf.
Eineinhalb bis zwei Tage nach Neumond erscheint die erste schmale Sichel, das Neulicht. In den folgenden Tagen entfernt sich der Mond zunehmend von der Sonne, und immer mehr seiner beleuchteten Seite wird sichtbar. Etwa eine Woche nach Neumond steht nachmittags die Sonne im Südwesten, während im Südosten der Halbmond erscheint. Zeigt ein Arm zur Sonne und der andere zum Mond, bilden beide einen rechten Winkel von 90°.
Nach einer weiteren Woche stehen Mond und Sonne einander gegenüber, die Erde dazwischen. Die gesamte beleuchtete Fläche des Mondes ist sichtbar: Geht die Sonne im Westen unter, steigt am gegenüberliegenden Horizont der Vollmond auf.

Finsternisse
Die Mondbahn ist um 5,2° gegen die Erdbahn um die Sonne (Ekliptik) geneigt. Bilden Sonne, Mond und Erde eine exakte Linie, kommt es zur Finsternis: Beim Neumond bedeckt der Mond die viel größere,aber weiter entfernte Sonne – es entsteht eine Sonnenfinsternis. Beim Vollmond fällt der Erdschatten auf den Mond – eine Mondfinsternis. Meist steht der Mond jedoch etwas ober- oder unterhalb der Ekliptik, sodass Finsternisse nur zwei- bis dreimal pro Jahr auftreten.
Siderischer und synodischer Umlauf
Wie bei jeder Wahrnehmung hängt es auch bei der Umlaufzeit davon ab, auf welchen Bezugspunkt man sich bezieht. In Relation zu den Fixsternen dauert ein Mondumlauf 27,32153 Tage – das ist der siderische Monat (lat. sidus = Stern). Stehen etwa bei Neumond Sonne und Mond gemeinsam beim Fixstern Regulus im Löwen, so erreicht der Mond denselben Stern nach dieser Zeitspanne erneut.
Da die Sonne in dieser Zeit etwa ein Sternbild weiterwandert, dauert es rund zwei Tage länger, bis wieder Neumond ist. Die mittlere Dauer eines Umlaufs in Relation zur Sonne – von Neumond zu Neumond oder von Vollmond zu Vollmond – beträgt 29,53058 Tage. Diese Periode heißt synodischer Monat (griech. synodos = Versammlung, daher auch „Synagoge“ als Versammlungsstätte). In der Astronomie bezeichnet der Begriff die „Versammlung mit der Sonne“.
Mondoktaven
Die folgende Tabelle zeigt die Daten des synodischen Mond-Erdeumlaufs und dessen oktavanalogen Schwingungen im Tempo-, Ton- und Lichtbereich.
Klassische Musik ist heute selten noch in der ursprünglichen Grundstimmung zu hören. Durch die im westlichen Kulturkreis gestiegene Frequenz des Kammertones klingt sie etwa einen Halbton höher als vor rund 250 Jahren. So hatte der Ton A damals oktavanalog die Farbe Orange, heute Gelborange.

Mozart-Stimmung
Die „Ältere Mozartstimmung“ lag bei A = 421 Hz, fast identisch mit der 30. Oktave des synodischen Mondumlaufs (420,84 Hz). Zu Mozarts Zeit war künstliches Licht auf Kerzen oder Petroleumlampen beschränkt. Den größten Wechsel brachte der Mond: Neumond bedeutete Dunkelheit, Vollmond dagegen so viel Helligkeit, dass Bäume Schatten warfen. In der heutigen, vom Kunstlicht geprägten Welt geht dieses Naturerlebnis weitgehend verloren.
Circalunare Rhythmik
Einige Lebewesen besitzen eine innere Taktung, die sich am Zyklus der Mondphasen orientiert. Diese biologische Periode von rund 29,5 Tagen nennt man circalunar. Ein Beispiel ist der Grunion-Fisch, der seine Eier synchron zu den Springfluten bei Neu- und Vollmond ablegt. Der Rhythmus von Mond und Gezeiten spiegelt sich damit direkt im Verhalten wider.

Auch der menschliche Menstruationszyklus (lat. mensis = Monat) zeigt circalunare Bezüge. In der Zyklusmitte, während des Eisprung, werden Hormone ausgeschüttet, die Körpergeruch und Pheromone verändern – meist unbewusst wahrnehmbar für Männer. In einer Studie bewerteten 290 Frauen den Geruch von Androstenon, einem möglichen Pheromon. Die Bewertungen variierten zyklusabhängig, wobei der Duft während der fruchtbaren Tage als angenehmer empfunden wurde.

Der Mondrhythmus prägt also ebenfalls den Takt des Lebens. Evolutionär diente Erotik als Kommunikationsmittel, um geeignete Partner zu finden und so den Bestand der Spezies zu sichern.
In naturnahen Kulturen werden Fruchtbarkeitsrituale häufig bei Vollmond gefeiert – was auch deshalb einleuchtet, weil ohne Kunstlicht nur die Helligkeit des Vollmonds Feste rund um die Uhr ermöglicht.
Feste in Mondrhythmen
Viele Kulturen knüpfen bis heute ihre Feste an den Mond:
Das tibetische und chinesische Neujahr beginnt mit einem Frühlings-Neumond.

In Indien startet das Vasant Panchami am fünften Tag des zunehmenden Mondes. Die Göttin Sarasvati wird gefeiert, Symbol schöpferischer Kraft in Kunst, Musik und Wissenschaft. Den Höhepunkt bildet das Holi-Fest, das am Vollmond in einem Rausch aus Farben gipfelt. Auch das jüdische Pessach beginnt mit dem ersten Vollmond im Frühling.
Ostern und Abkehr vom Mond
Das christliche Osterfest teilt mit dem Holi-Fest immerhin noch die bunten Eier. Ursprünglich wurde es – wie Pessach – beim ersten Frühlingsvollmond gefeiert, im Einklang mit Sonne, Mond und Jahreszeiten.
Doch das Konzil von Nikäa (325 n. Chr.) legte fest, Ostern künftig nicht mehr am Vollmond, sondern im abnehmenden Mond zu feiern. Damit entfernte sich das Fest von der natürlichen Ordnung. Auch der Zölibat geht auf diese Beschlüsse zurück.

Die Frage bleibt: Welche kulturellen und spirituellen Folgen hatte diese Entkopplung vom Rhythmus der Natur? Vor der Dominanz von Schriften und Dogmen lag es bei Schamanen, Rituale zu gestalten, die den Geschmack der Nicht-Getrenntheit von Allem erfahrbar machten – im Einklang mit den Rhythmen von Mond, Erde und Himmel
(Foto: Chuonnasuan, der letzte Schamane des Volks der Oroken (1994)
Von Fritz Dobretzberger lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0
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