Die Welt der Schwingungen
Obertöne
Eine vibrierende Saite – oder die Luftsäule in einem Blasinstrument – erzeugt einen Grundton. Gleichzeitig schwingen Hälften, Drittel, Viertel usw. mit und bilden Obertöne, auch Teiltöne genannt. Je kürzer die Wellenlänge, desto höher die Frequenz. Beide Größen verhalten sich umgekehrt proportional: die halbe Länge klingt doppelt so hoch, ein Drittel dreimal so hoch usw.
Die spezifische Zusammensetzung der Obertöne bestimmt die Klangfarbe. Sie lässt uns akustisch eine Gitarre von anderen Instrumenten unterscheiden oder die Stimme einer vertrauten Person erkennen.
Die Teiltonreihe folgt den natürlichen Zahlen von 1 bis unendlich. Nachfolgend ist die Obertonreihe in Farbnoten von 1 bis 16 dargestellt:
Grund- und Obertöne bis zum Teilton 9
Der Grundton einer ganzen Saitenlänge ist der Teilton Nummer 1 (z.B.: c = Grün)'
Die halbe Wellenlänge mit der doppelten Frequenz bildet zum Grundton eine Oktave (c1 = Grün)
Ein Drittel der Saite erzeugt den Teilton 3, der die dreifache Frequenz hat. Das Intervall ist eine Quinte über der Oktave (g1 = Rotorange).
Bei einem Viertel der Saite wird der Teilton 4 gebildet. Er hat die vierfache Frequenz des Grundtones. Das Intervall ist die Bi-Oktave, da ein Viertel die Hälfte von ein Halb ist. Der Flageolettton kann beim ersten und dritten Viertel erzeugt werden (c2 = Grün).
Der Flageolettton des Teiltones 5 kann durch die leichte Berührung beim zweiten, dritten oder vierten Fünftel der tönenden Saite erzeugt werden. Er bildet die große Terz über der Bioktave (e2 = Violett).
Teilton 6 bildet die Quinte zur Bi-Oktave
(g2 = Rotorange).
Teilton 7 bildet die natürliche kleine Septime zur Bi-Oktave (ais2 = Gelb).
Teilton 8 bildet die Trioktave (c3 = Grün).
Teilton 9 bildet die große Sekunde über der Trioktave. Er ist der dritte Teilton des dritten Teiltones, die Quinte der Quinte (d3 = Blau).
Teiltöne in Musiksystemen
Die westliche Musiktheorie beruht auf den Teiltönen 2, 3 und 5 und deren Produkten, sowie aus Verhältnissen zwischen diesen Produkten, wie z.B. 15/16 beim Intervall der Kleinen Sekunde oder 32/45 beim diatonischen Tritonus.
Bei einigen Instrumenten kommen auch andere Verhältnisse zur Anwendung, wie z.B. die Naturseptime des Teiltones 7 bei Orgelregistern, oder der Teilton 11 beim Alphorn. Orientalische und andere Musikkulturen nutzen in ihren Systemen ebenfalls diese und weitere Obertöne.
Guqin, China, Photo von Charles R Tsua / CC BY-SA 3.0
Von Fritz Dobretzberger lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0
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Letzte Änderungen auf dieser Seite am 08.03.2023